Vorwort

Wir alle haben zwei Leben: Das Zweite beginnt, sobald wir begreifen, dass wir nur eines haben!
Tom Hiddleston, Schauspieler

Jedes Unternehmen und jedes Individuum, das bereits im "zweiten Leben" angekommen ist, setzt sich zwangsläufig mit dem Einfluss des eigenen Handelns auf Mensch, Tier und Umwelt auseinander. Die Erkenntnisse daraus sind – aus eigener Erfahrung – anfangs meist unangenehm.

Denn als privilegierte Individuuen der westlichen Welt bauen wir unseren Wohlstand (leider) oft auf dem Unwohl anderer Menschen und der Natur auf.

Daher ist es umso wichtiger, sich ehrlich und authentisch mit dem eigenen Einfluss auseinanderzusetzen und die Verantwortung für das zu übernehmen, was man ändern kann.

Jede:r von uns kann täglich eine neue Entscheidung treffen und beispielsweise die Arbeitsbedingungen bei riesigen Onlinehändlern / Fast Fashion-Ketten nicht länger durch Käufe legitimieren. Jede Kaufentscheidung ist genau das: Eine Entscheidung. Niemand muss dazu auf Entscheidungen "von oben" warten.

Als Unternehmen bin ich an dieser Stelle ein entscheidender Multiplikator. Denn meine Kund:innen vertrauen mir und ich kann beeinflussen, welche Entscheidungen von diesen getroffen werden. Damit steigt zwangsläufig meine unternehmerische Verantwortung.

Leider werden die Nachhaltigkeitsberichte, die zur Dokumentation eben dieser Verantwortung gedacht sind, von Unternehmen oft als Greenwashing-Instrument missbraucht. Darunter leidet dann die Glaubwürdigkeit von Berichten dieser Art für alle Unternehmen.

An dieser Stelle empfehle ich wärmstens den Vortrag von Luisa Neubauer am 10. Mai 2023 zu genau diesem Thema. Daraus stammt auch das folgende Zitat:

» Die Welt brennt und statt Löschwasser holt man grüne Farbe raus! «
Luisa Neubauer, Fridays for Future


Daher habe ich mich entschieden, dass der Transparenz- und Nachhaltigkeitsbericht der Firma SWEETGOOD anders wird.

In diesem dokumentiere ich ehrlich und authentisch, wie mein tägliches Handeln aussieht und auf welcher Werte-Basis ich Entscheidungen treffe. Ich lege den Bericht in einem revisionssicheren Git-Repository bei Codeberg ab.

Dadurch kannst du jederzeit alle vergangenen Versionen einsehen, miteinander vergleichen und ein ehrliches Bild meines unternehmerischen Entwicklungsprozesses gewinnen.

🔍️ Transparenz- und Nachhaltigkeitsbericht

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Weshalb keine Gemeinwohl-Bilanz?

Ich könnte doch auch eine Gemeinwohl-Bilanz erstellen (lassen), anstatt meinen eigenen Nachhaltigkeitsbericht zu entwerfen? Naheliegend, da ich selbst zwei Jahre für die Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ) tätig war. Und tatsächlich, im Dezember 2021 habe ich meinen Bilanzierungsprozess gestartet und daraufhin im März 2022 abgebrochen.

Aus welchem Grund? Ganz einfach:

  • Keine:r meiner Kund:innen liest sich seitenlange Berichte durch – für wen schreibe ich den Bericht dann überhaupt?

  • Der Erstellungsaufwand für den Bericht selbst ist für eine (kleine) Firma unverhältnismäßig hoch

    • Zeitaufwand ca. 80 Std. (bei 12 Monaten a 6 Std. + Nachbereitung)

  • Der Bericht kostet (gerade für Kleinstunternehmen) unverhältnismäßig viel Geld

    • Bei mir wären es eine Investition von netto ca. 2.000 € plus ein Zeitaufwand von ca. 80 Std. gewesen – für wen oder was?

  • Die verschiedenen Varianten der Gemeinwohl-Bilanz sind verwirrend

    • Kompaktbilanz vs. Vollbilanz

    • Peer-evaluierter Bericht vs. extern auditierter Bericht

  • Ein Peer-evaluierter Bericht (5-6 Unternehmen bewerten/auditieren sich gegenseitig), ist nur ein Bericht "zweiter Klasse" und wird nicht extern auditiert. Er ist damit nicht gerichtsfest. Hier ein Überblick beider Varianten.

    • Ein extern auditierter Bericht kostet außerdem mehr Geld als der Peer-evaluierte Bericht. Ein Berater:innen-Tag mit 4 Std. Zeitaufwand lag 2022 netto bei ca. 800€.

  • In einer Gemeinwohl-Bilanz werden Unternehmen mit Punkten bewertet – keine gängige Industrienorm bewertet ein Unternehmen nach außen sichtbar in dieser Form.

    • Beispiel: Entweder erfülle ich als Unternehmen eine Norm wie ISO9001 oder ISO27001, oder eben nicht. Es gibt keine öffentlichen Punktzahlen, die eine Einordnung der genormten Unternehmen in "besser/schlechter" unterstützen.

  • Die öffentliche Punkte-Bewertung führt zwangsläufig zu Vergleichen – und genau diese erzeugen Konkurrenz-Denken, was die GWÖ laut ihren Slogans überwinden möchte.

    • Stichwort: Kooperation statt Konkurrenz

  • Der Bilanzierungsprozess muss alle zwei Jahre wiederholt werden, damit die Gültigkeit der Bilanz nicht abläuft.

    • Das kostet erneut Geld und Zeit und fördert die "GWÖ als Geschäftsmodell"

    • Eine Rebilanzierung stiftet aus meiner Sicht keinen breiten gesellschaftlichen Nutzen


Fazit

Die Gemeinwohl-Bilanz ist für mich kein hilfreiches Instrument, um die gesellschaftliche Transformation in der Breite voranzubringen und meine Kund:innen zu nachhaltigem Handeln zu inspirieren. Darüber hinaus lehne ich die GWÖ als Geschäftsmodell entschieden ab. Das Geld spende ich lieber für sinnvolle Initiativen und setze den Nachhaltigkeitsbericht in dieser Form um.